Schönes kleines Spiel, erfrischend unprätentiös. Vom Cover hatte ich allerdings den Eindruck, die Protagonistin wäre eine 30-jährige Frau, was am Anfang etwas Verwirrung in meinem Kopf stiftete.
Wo anfangs nur die eine oder andere nicht hundertprozentig passende Standardantwort vorkommt, stellt sich mit fortschreitender Spieldauer leider der Eindruck ein, die Zeit sei am Ende der Entwicklungsphase davongelaufen. Das Auftreten unpassender Parserantworten wird häufiger, ein oder zwei paar Rätsel driften in absurde Formulierungsratereien ab und ein paar logische alternative Lösungswege sind einfach nicht vorgesehen. Da hätten sicherlich zusätzliches Testen und noch zwei-drei Wochen Wunder für den Feinschliff getan.
Trotzdem: sympatisches Erstlingswerk (?) – würde gerne mehr, mit leicht ansteigender Selbstanspruchskurve seitens Georg Philipps, sehen.
P.S. Habe selbstverständlich eine Mitschrift mitlaufen lassen, falls Interesse besteht.
Anmeldungsdatum: 05.04.2016
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Mir hat das Spiel auch ganz gut gefallen. Die Rätsel fand ich (mit einigen Ausnahmen) relativ schlüssig, und wie Emilia nach und nach herausfindet, was mit ihr passiert ist, ist auch nett gemacht. Etwas weniger sympathisch waren mir allerdings das Setting und die Charaktere. Die beschauliche Welt aus Pfarrhaus, Krämerladen und Kirche wird von ziemlich leblosen Menschen bevölkert und kommt mir zwischen den Zeilen recht vergangenheitsverklärend vor (damals, als die Menschen noch anständig und die Bänke in der Kirche gut gefüllt waren). Emilia ist mir auch zu nah dran am Abziehbild eines braven, katholischen Schuldmädchens - trotz oder auch gerade wegen kleiner Anflüge von Frechheit, etwa dass sie sich im Kirchenkonzert ein bisschen langweilt. Ich hätte mir eine noch lebendigere und eigensinnigere Protagonistin gewünscht.
Trotzdem schließe ich mich dem Wunsch nach weiteren Spielen des Autors an - würde mich freuen!
Hannes hat folgendes geschrieben:
P.S. Habe selbstverständlich eine Mitschrift mitlaufen lassen, falls Interesse besteht.
Aha! Daran habe ich nicht gedacht. Ich habe mir nur die folgenden Notizen gemacht, vielleicht ist etwas davon auch hilfreich für den Autor:
Spoiler:
- Die Lage der Abstellkammer scheint mir von der Diele aus nicht richtig beschrieben zu sein - zumindest bin ich da immer durcheinander gekommen.
- Stuhl auf Fass auf Tisch klappt; Fass auf Stuhl auf Tisch klappt nicht (und es kommt nur eine uninformative Antwort, wenn man versucht, so über die Mauer zu klettern), das war etwas frustrierend und der erste Moment, in dem ich in die Lösung schauen musste.
- Ich fand es in Ordnung, dass man beim Händler nichts kaufen/tauschen kann, bis man weiß, was man braucht - aber ich hätte mir trotzdem gewünscht, in den angebotenen Sachen stöbern zu dürfen.
- Ich wäre nie von selbst darauf gekommen, wie man den Dirigenten ablenken muss.
- Ich fand es nett, dass man in der Küche alles aufessen kann (schließlich wird einem am Anfang auch gesagt, dass man sich dort stärken soll), und dass für alles eine individuelle Antwort implementiert ist.
Die beschauliche Welt aus Pfarrhaus, Krämerladen und Kirche wird von ziemlich leblosen Menschen bevölkert und kommt mir zwischen den Zeilen recht vergangenheitsverklärend vor (damals, als die Menschen noch anständig und die Bänke in der Kirche gut gefüllt waren). Emilia ist mir auch zu nah dran am Abziehbild eines braven, katholischen Schuldmädchens - trotz oder auch gerade wegen kleiner Anflüge von Frechheit, etwa dass sie sich im Kirchenkonzert ein bisschen langweilt.
Witzig, das ist mir auch durch den Kopf gegangen. Ich dachte jedoch, das läge an mir ;) Aber muss man vielleicht auch nicht überbewerten in seiner Wichtigkeit.
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Hannes hat folgendes geschrieben:
Aber muss man vielleicht auch nicht überbewerten in seiner Wichtigkeit.
Ja, stimmt schon - das Spiel hat mir auf jeden Fall trotzdem Spaß gemacht.
Andererseits hat IF ja auch eine literarische Komponente, und bei einer Kurzgeschichte wäre die Aussage, die sie macht, auch wichtig, eigentlich sogar zentral, für die Bewertung. Ich schätze es, dass "Der Tag, an dem Emilia W. verschwand" etwas zu sagen hat, aber ich bin eben nicht einverstanden damit.
Ganz objektiv bin ich da aber wahrscheinlich nicht - ich bin quasi in so einem Dorf wie dem, in dem Emilia da landet, aufgewachsen (auch wenn das nicht ganz so lange her ist), und ich würde es wesentlich schlechter aufnehmen als die Protagonistin, wieder an so einen Ort versetzt zu werden. ;-)
Aber muss man vielleicht auch nicht überbewerten in seiner Wichtigkeit.
Andererseits hat IF ja auch eine literarische Komponente, und bei einer Kurzgeschichte wäre die Aussage, die sie macht, auch wichtig, eigentlich sogar zentral, für die Bewertung. Ich schätze es, dass "Der Tag, an dem Emilia W. verschwand" etwas zu sagen hat, aber ich bin eben nicht einverstanden damit.
Klar, Aussage ist eine nicht unwichtige Komponente (neben Stil). Nun bin ich mir bei diesem Spiel aber gar nicht so sicher, ob die Aussage wirklich eine Lobpreisung dieser verkitschten Welt sein soll. Sicher wird sich damit *nicht* kritisch auseinandergesetzt. Ich halte es eher für unreflektiert.
Dara hat folgendes geschrieben:
Ganz objektiv bin ich da aber wahrscheinlich nicht - ich bin quasi in so einem Dorf wie dem, in dem Emilia da landet, aufgewachsen (auch wenn das nicht ganz so lange her ist), und ich würde es wesentlich schlechter aufnehmen als die Protagonistin, wieder an so einen Ort versetzt zu werden. ;-)
Witzig, das geht mir von Hintergrund und Interpretation ähnlich – meine Konnotationen mit solchen Welten und den Pseudorebellen, die sie bevölkern, ist auch eher negativ ;)
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